Unternehmen oder Agentur? Ein Leitfaden für den Berufseinstieg.

Karriere in der Agentur oder im Unternehmen? Manuel empfiehlt eine Strichliste. Los geht's!

Es gibt eine Frage, die sich alle angehenden Kommunikationsexpert:innen vor dem Berufseinstieg stellen – und ich meine nicht „Wie soll ich meiner Oma den Job erklären?“ Es geht um die grundsätzliche Frage: „Kommunikationsagentur oder Unternehmenskommunikation?“ Aus dieser ergeben sich unweigerlich weitere: „Will ich für einen Konzern, ein mittelständisches Unternehmen oder ein Start-up kommunizieren?“ Oder: „Bin ich in einer großen Netzwerkagentur oder in einer kleineren, inhabergeführten Agentur besser aufgehoben?“

Auch ich habe mir diese Fragen kürzlich gestellt – und meine Antwort darauf gefunden. Die ist natürlich subjektiv, aber der Weg dorthin kann dir vielleicht als Entscheidungshilfe dienen.

Kommunikation als Beruf: Vielfalt und Entscheidungsfreiheit

Ein Gedanke vorweg: Wie wunderbar ist es, dass wir uns diese Fragen überhaupt stellen können? Kaum ein Berufsfeld ist so vielfältig wie die Kommunikationsbranche. Von der Unternehmens- und Produktkommunikation über die Kommunikation in Krisenfällen bis hin zu Wissenschaftskommunikation und politischer Kommunikation – als Berufseinsteiger:in hast du unglaublich viele Handlungsfelder und Themen zur Auswahl. Als Young Professionals können wir heute zwischen all diesen Möglichkeiten (und oft sogar Arbeitsorten) wählen.

Süße Consumer-PR oder Saures in der Krisenkommunikation? Welche Karriere schmeckt dir wohl am besten?

Die Vielfalt der Themen und Tätigkeitsfelder macht die Suche nach dem Traumjob natürlich nicht einfacher. Beginnen wir also mit der ersten Frage, die ich mir vor meinem Einstieg in die PR gestellt habe. Ein Tipp: Eine Strichliste kann dir beim Durchgehen der Fragen helfen.

Unternehmenskommunikation oder Kommunikationsagentur?

Die Klischees sind bekannt: Klare Strukturen, viele Hierarchieebenen und lange Abstimmungsschleifen findet man in Unternehmen. Agilität, eine hippe Unternehmenskultur und Überstunden dagegen in Agenturen. So pauschal lässt sich das natürlich nicht sagen: Auch Agenturen können viele Abstimmungsprozesse haben und Unternehmen agile Methoden anwenden.

Die spezifischen Arbeitsbedingungen lassen sich nicht verallgemeinern. Informiere dich deshalb über den jeweiligen Arbeitgeber, zum Beispiel auf seiner Karrierewebsite oder bei Bewertungsplattformen wie kununu und checke, ob er deinen Anforderungen entspricht. Es gibt jedoch verschiedene Muster im Arbeitsalltag, nach denen sich Unternehmen und Agenturen unterscheiden lassen. Dementsprechend kannst du dir bei der Entscheidung zu deinem Berufseinstieg die folgenden drei Leitfragen stellen:

1. Beständigkeit oder Abwechslung?

In der Unternehmenskommunikation erwartet dich in der Regel ein beständiges Tätigkeitsfeld mit klar definierten und konstanten Verantwortlichkeiten. Wenn du Wert auf Kontinuität und Langfristigkeit in Projekten legst: Strich für die Unternehmenskommunikation.

In einer Agentur arbeitest du dagegen häufig für verschiedene Branchen und Projekte gleichzeitig. Wenn du gerne zwischen den Themen wechselst und dir einen Arbeitsalltag mit viel Kreativität, Flexibilität und Dynamik wünscht, dann mach einen Strich auf der Agenturseite.

2. Expert:in für ein Thema oder Themenvielfalt?

Vielleicht bist du Hobbyfotograf:in und großer Fan eines bestimmten Kameraherstellers, beschäftigst dich in deiner Freizeit mit der Marke und nervst deinen Freundeskreis mit allen Details dazu. Hier findest du dich wieder? Dann ist ein Job bei diesem Unternehmen vielleicht genau das Richtige für dich – Strich auf der Unternehmensseite.

Du begeisterst dich für viele verschiedene Themen und weißt nicht auf Anhieb, worüber du am liebsten kommunizieren möchtest? Mir geht es ähnlich – ich begeistere mich eher für technische und erklärungsbedürftige Themen, die unsere Zukunft bestimmen, als für ein bestimmtes Produkt oder Thema. Wenn es dir auch so geht: Punkt für die Agentur.

3. Entscheidungen umsetzen oder Neues anstoßen?

In einem Unternehmen begegnest du möglicherweise dem Mantra: „Das machen wir so, weil wir es schon immer so gemacht haben“. Häufig kannst du aber in deinem Bereich selbst Entscheidungen treffen und sagen: „Das machen wir jetzt so“. Du willst, dass deine Entscheidung dann auch so umgesetzt wird und die Realisierung eines Projektes von Anfang bis Ende begleiten? Strich für die Unternehmensseite.

In einer Agentur bist du eher beratend tätig und die finale Entscheidung liegt bei den Kund:innen. Dafür kannst du schneller mit Ideen punkten und Neues anstoßen. Wenn du also Spaß daran hast, mit anderen Menschen zu diskutieren, wie sie sich oder ihre Themen nach vorne bringen können, wenn du Veränderungen anstoßen willst und damit umgehen kannst, wenn nicht alles so umgesetzt wird, wie du es dir vorgestellt hast: Punkt für die Agentur.

Kleines Rädchen in der Networkagentur oder Gestaltungsspielraum bei der inhabergeführten Agentur? Du hast die Wahl! (OK, wir sind biased...)

Wie sieht deine Zwischenbilanz aus? Auch wenn du vielleicht schon eine Tendenz hast, solltest du dich nicht zu früh festlegen. Denn: So wie es viele verschiedene Unternehmen gibt, vom Konzern bis zum Start-up, so gibt es auch eine große Vielfalt an Agenturen. In Deutschland gibt es allein im PR-Bereich rund 475 Kommunikationsagenturen mit mehr als fünf Mitarbeitenden. Generell kannst du dabei zwischen Netzwerkagenturen und inhabergeführten Agenturen unterscheiden.

Netzwerkagentur oder inhabergeführte Agentur?

Netzwerkagenturen sind Teil eines internationalen Agenturnetzwerks und bieten in der Regel ein breites Full-Service-Leistungsspektrum an. Inhabergeführte Agenturen sind unabhängig von Muttergesellschaften und werden von Einzelpersonen oder einer Gruppe von Inhaberinnen und Inhabern geführt. Sie sind in der Regel kleiner als Netzwerkagenturen und häufig auf bestimmte Disziplinen oder Themen spezialisiert.

1. Vielseitigkeit oder Spezialisierung?

Netzwerkagenturen haben in der Regel verschiedene Business Units. Von der Strategieentwicklung über Lifestyle-Themen bis hin zu Designkonzeption und Healthcare-Kommunikation – wenn du in möglichst vielen verschiedenen Tätigkeitsfeldern arbeiten möchtest, dann mach einen Strich für die Netzwerkagentur.

Du weißt schon, dass du dich zum Beispiel besonders für Content-Erstellung, Medienarbeit und Zukunftsthemen begeisterst? Dann könnte die Arbeit in einer darauf spezialisierten Kommunikationsagentur (wie zum Beispiel Oseon 😇) für dich interessant sein. Mach einen Strich für die inhabergeführte Agentur.

2. Großes Team oder familiäres Arbeitsumfeld?

In einer Netzwerkagentur hast du die Chance, mit vielen verschiedenen und immer wieder neuen Menschen zusammenzuarbeiten – vielleicht sogar in einem internationalen Team. Wenn du den Input schätzt, den neue Mitarbeitende mit in die Agentur und dein Arbeitsumfeld bringen, dann mach einen Strich für die Netzwerkagentur.

In einer inhabergeführten Agentur ist die Mitarbeiterfluktuation häufig geringer und die Wege zu den Führungskräften kürzer. Wenn du Wert auf Kontinuität und ein familiäres Arbeitsumfeld legst, dann ist eine inhabergeführte Agentur wahrscheinlich eher das richtige Arbeitsumfeld für dich – mach dort einen Strich.

3.   Bekannte Marken oder persönlichere Beratung?

Aufgrund ihrer Größe und ihres Serviceportfolios haben vor allem Netzwerkagenturen die ganz großen Marken und Konzerne in ihrem Kundenrepertoire. Wenn du Wert darauflegst, vor allem für bekannte Unternehmen zu arbeiten – Punkt für die Netzwerkagentur.

In einer inhabergeführten Agentur begegnest du im Arbeitsalltag wahrscheinlich auch Unternehmen, von denen du noch nie gehört hast. Dafür läuft die Beratung oft persönlicher und du kannst schneller Verantwortung übernehmen und ein enges Vertrauensverhältnis zu deinen Kund:innen aufzubauen. Außerdem sind kleinere Unternehmen in der Regel weniger professionell aufgestellt als große Konzerne mit eigener Kommunikationsabteilung, was dir mehr Spielraum für die strategische Beratung lässt. Klingt spannend für dich? Dann mach einen Strich für die inhabergeführte Agentur.

Dein Weg in die Kommunikationsbranche

Das Berufsfeld der Kommunikation ist vielfältig. So vielfältig, dass die Auswahl schnell überwältigend sein kann. Das bedeutet aber auch: In der Kommunikation kann jeder und jede das Thema finden, für das er oder sie sich begeistert. 

Wer sich auf eine Branche oder ein Thema spezialisieren möchte, für den oder die kann ein Berufseinstieg in der Unternehmenskommunikation geeignet sein. Wer eher Abwechslung sucht, ist vielleicht in einer Agentur besser aufgehoben. Und wer sich auf eine Branche oder ein Thema spezialisieren möchte, aber trotzdem Abwechslung sucht, für den oder die ist eine inhabergeführte Kommunikationsagentur genau das Richtige.

Bei Oseon habe ich für mich den goldenen Mittelweg gefunden. Egal, ob du dich für die Unternehmenskommunikation oder eine Kommunikationsagentur entscheidest, für eine Netzwerkagentur oder eine inhabergeführte Agentur – dein Job sollte dir Freude machen und deine Interessen und Vorstellungen widerspiegeln. Dann kannst du Oma auch einfach davon erzählen, anstatt ihr deinen Job zu erklären.

Fotos: Oseon | Karolina Grabowska auf Pexels | Letizia Bordoni auf Unsplash

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