Wie im Flug – 5 Jahre Oseon

Oseon hat zwei Geburtstage. Dieser Tage sind wir 5 geworden. Und anderthalb.

Am 20. Oktober 2008, es war ein kalter, klarer Herbsttag in Berlin, saß ich in der Lobby des Motel One am Alexanderplatz und schrieb die letzten Texte für die erste, selbstgestrickte Website meiner eigenen Agentur. Am selben Nachmittag ging die Seite live. Eine ganz offizielle Präsenz im Web, das war so etwas wie der sichtbare Beweis dafür, dass ich den Schritt aus der sicheren Festanstellung bei einer größeren Agentur in einem europäischen Netzwerk in die Selbstständigkeit tatsächlich gegangen war. In Berlin war ich zur O’Reilly Web 2.0 Conference, ja so hieß das damals noch.

Bis zum Sommer 2010 blieb ich Solist mit einer im Aufbau befindlichen Agenturmarke, die ich nach besten Kräften mit Leben zu füllen versuchte. Oseon sollte immer mehr sein, als Tapio Liller. Wenn heute jemand Oseon hört und Tapio Liller denkt ist das OK, aber wenn nicht, ist das auch nicht schlimm. Denn Oseon war immer als Unternehmen geplant, das talentierte Leute zusammenbringt, die professionell moderne Kommunikationsarbeit machen. Fundiert in solider Analyse und einer sorgfältig entwickelten Strategie, mit einer Portion Kreativität und der nötigen Erfahrung in Beratung und Umsetzung. Kommunikationsdisziplinen waren zweitrangig, obwohl damals, Ende 2008 natürlich alles irgendwie auf „social“ hinauslief.

Innovationsthemen – viel mehr als „social“

Inzwischen bin ich froh, dass Oseon keine „Social Media Agentur“ geworden ist, sondern wie damals angedacht, tatsächlich interdisziplinär arbeitet. Wir beschreiben uns  – und diese Beschreibung ist immer im Wandel – als Kommunikationsberatung für Innovationsthemen. Damit steht der inhaltliche Fokus unserer Arbeit, wobei wir Innovation sehr breit fassen. Technologiethemen sind viele dabei, aber auch neuartige Geschäftsmodelle und Produkte. Überall, wo Unternehmen ausgetretene Pfade verlassen, ihre Märkte neu denken und gern auch auf links krempeln wollen, sind wir gern dabei.

Gerrit, ahnt nicht, dass der Kaffee sehr heiß ist / Bild: Oseon

Als 2010 mein damals per Video gesuchter Mitarbeiter Nr. 1 anfing, fühlte es sich nach einem großen Schritt an. Ich trug fortan nicht nur Verantwortung für mein eigenes Tun, sondern auch für einen Absolventen der Hochschule Darmstadt, der das Wagnis einging, dem Chef Auge in Auge sitzend seinen ersten Agenturjob anzufangen. Dass es gutging, hat Christoph zu einem großen Teil sich selbst zu verdanken, denn er hat sich reingekniet, Kritik und Tipps stets angenommen und mich dann noch anlässlich zweier weiterer wichtiger Lebensereignisse gut vertreten. Erstens während der intensiven Schreibphase für „PR im Social Web“, die über etwa 3 Monate vier von sieben Tagen der Woche in Anspruch nahm und zweitens rund um die Geburt unseres ersten Kindes. Dafür sage ich auch heute nochmal Danke, Christoph!

Wachstum mit sanftem Gas

Den zweiten Geburtstag hat Oseon auch ganz formaljuristisch mit der Gründung der Oseon GmbH & Co. KG am 1.3.2012. Mit dem Eintritt von Manuela als Teilhaberin und Mitgeschäftsführerin in die neugegründete Gesellschaft bekam alles noch einen festeren Rahmen und einen enormen Schub, von dem wir heute wohl noch nicht einmal ahnen, wo er uns noch hinführen wird. Im Mai 2012 verließ uns Christoph und mit Verena und Gerrit kamen zwei Kollegen hinzu, die seither zu ganz wichtigen Stützen der Agentur geworden sind und die mit Manuela und mir gemeinsam die Grundlage für unsere kleine Wachstumsstory gelegt haben. Die Nominierung für den European Excellence Award 2012 als „Newcomer-Agentur des Jahres“ war eine schöne Anerkennung dafür.

Verena, will gerade total seriös wirken / Bild: Oseon

Ich sage „kleine Wachstumsstory“, weil wir an manchen Stellen durchaus hätten schneller wachsen können, wenn wir gewollt hätten. Wir haben mehr als ein Mal Konzeptanfragen abgelehnt und Pitch-Einladungen nicht angenommen, weil wir mit den „richtigen“ Kunden und den passenden Aufgaben wachsen wollen. Kommunikationsberatung ist in erster Linie eine Frage des gegenseitigen Vertrauens. Deshalb ist es uns wichtig, auf Kundenseite Menschen zu haben, die uns als Berater und Ausführende das Vertrauen entgegenbringen, dass wir für ihr jeweiliges Unternehmen das Richtige tun. Kontrollfreaks mit Neigung zum Micromanagement sind nicht so unser Ding und die billige Werkbank für all die mehr oder weniger lästigen PR-Aufgaben mögen wir auch nicht sein. Dafür machen wir den Job zu gern und zu viele Stunden am Tag. Und alles in allem, soll uns – und damit meine ich uns alle im Team – die Arbeit auch Spaß machen.

Auf dem Sprung

Dennoch, die Tatsache, dass wir inzwischen von namhaften Unternehmen für Pitches angefragt werden und dort gegen seit Langem etablierte Wettbewerber antreten, zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und für die richtigen Dinge wahrgenommen werden. Wir sind (noch) klein, keine Frage. Aber das ist ein Asset. Durch unsere Größe sind wir schnell, flexibel und in unserer Arbeit mit den Kunden sehr persönlich und individuell. Trotzdem sind wir alle schon viele Jahre in diesem Geschäft unterwegs und wissen, worauf es ankommt. Wir verbrennen keine Budgets mit sinnlosen Reports, sondern stecken die Zeit und das Geld lieber in Ergebnisse. Wir reden Klartext – bis hin zum offenen Widerspruch und konstruktiven Streit. Auch das muss man wollen, wenn man mit Oseon arbeitet. Offen gestanden gab es auch Kunden, die das dann doch nicht wollten. Die haben wir ohne Gram gehen lassen. Und wir sind professionell, aber unkompliziert. Dünkel jedweder Natur ist uns fremd. In einer Branche, in der neuerdings jeder, der eine Krawatte binden kann meint, Unternehmensberater sein zu wollen, ist das nicht selbstverständlich.

Hella, fühlt sich beobachtet, zeigt das aber nicht / Bild: Oseon

Jetzt sind es also fünf Jahre seit dem Start, anderthalb Jahre als „richtige“ Firma. Der Herbst gehört spätestens seit dem Oktober 2011, als Manuela und ich in einem Hotelkonferenzraum im Rheingau die Zukunft der Agentur planten, zu den Zeiten des bewussten Innehaltens. Vor einem Jahr waren wir zu viert im Essener Unperfekthaus und skizzierten ein weiterentwickeltes Leitbild für Oseon. Am Ende dieser Woche nun klinken wir uns erneut, diesmal zu sechst (dieses Jahr kamen Hella und Julia hinzu), für zwei Tage aus dem Tagesgeschäft aus und gehen in ein ehemaliges Kloster im Odenwald – um am nächsten Evolutionsschritt zu arbeiten. Das gibt uns die Zeit uns zu vergewissern, was zählt und wie wir unsere Arbeit in den nächsten Jahren gestalten und organisieren wollen. Auf kaum einen geschäftlichen Termin im Jahr freue ich mich so, wie auf diesen.

Denn eins ist sicher:

„Man muß immerfort verändern, erneuern, verjüngen, um nicht zu verstocken.“

 

Johann Wolfgang von Goethe
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