Praxiseinstieg in die PR: Kommunikation hautnah erleben

Praxiserfahrungen nachweisen zu können, ist für Bewerber:innen schon bei Einstiegspositionen ins Berufsleben ein entscheidender Vorteil. Sie bieten zudem Argumente für die Gehaltsverhandlung. Doch mindestens genauso wichtig: Sie helfen bereits vorab bei der Orientierung, welcher Beruf oder welches Arbeitsumfeld am besten zu den eigenen Fähigkeiten und Interessen passt. Neben Praktika und Werkstudentenstellen gibt es viele Möglichkeiten, früh berufliche Einblicke zu gewinnen und wertvolle Erfahrungen zu sammeln. 

Viele kennen die Situation: Man sucht nach einer Einstiegsstelle im angestrebten Berufsfeld und liest im Anforderungsprofil der Stellenanzeigen: „Erste Praxiserfahrungen in …“. Wie ist das in der Kommunikationsbranche? Einige Agenturen setzen für eine Einstiegsstelle in die PR, etwa als Junior-Berater:in, mindestens ein Jahr PR-Berufserfahrung voraus. Üblicherweise ist ein abgeschlossenes Studium eine weitere Bedingung. Wie lässt sich aber beides unter einen Hut bringen? Hier ein paar Insidertipps: 

Ausprobieren und orientieren – durch Praktika, Werkstudentenjobs oder ein duales Studium 

Viele Wege führen nach Rom, oder in diesem Fall: in die Kommunikationsbranche. Das zeigt allein ein Blick auf das Team Oseon: Einige kamen über das klassische PR-Studium zu Oseon, andere aus dem Marketing oder über noch weitere Umwege. Neben Kolleg:innen mit einem kommunikationswissenschaftlichen Hintergrund befinden sich auch Absolvent:innen der Sprach-, Literatur- und Sozialwissenschaften und der Betriebswirtschaftslehre unter uns. Der Weg in die PR muss also nicht geradlinig verlaufen. Wichtig ist primär, dass ihr eure Interessen und Fähigkeiten in der Kommunikationswelt wiederfindet. Um herauszufinden, ob ihr zu PR und PR zu euch passt, sind Praktika und Werkstudententätigkeiten immer eine effektive Maßnahme. 

Studierende können sich hierbei über einen längeren Zeitraum mit den Arbeitsabläufen eines Unternehmens oder einer Agentur vertraut machen und lernen das Berufsfeld mit zunehmend verantwortungsvolleren Aufgaben besser kennen. Für Praktika empfehlen wir eine Dauer von mindestens sechs Monaten, um der Einarbeitung und Weiterentwicklung ausreichend Zeit widmen zu können. Insbesondere in Zeiten von Hybrid Work erfordert es beidseitig viele Ressourcen, um anzuleiten, zu lernen und die Unternehmenskultur kennenzulernen. 

Immer mehr Agenturen bieten auch deshalb mittlerweile die Praxisausbildung im Rahmen dualer Studiengänge an. In dieser Studienform gehört das Sammeln umfassender Praxiserfahrung zum Konzept – und das mit einem regelmäßigen Einkommen. Zwei gemeinsame Vorteile haben alle drei Modelle. Einerseits ermöglichen sie einen Realitätscheck: Entsprechen die Arbeit und das Umfeld in einem Unternehmen oder in einer Agentur den eigenen Erwartungen? Andererseits knüpft man so erste Kontakte und hinterlässt mit seiner Arbeitsleistung eine „Visitenkarte“, was den Festeinstieg erleichtert. 

Praxisprojekte im Studium 

Um ein Praktikum oder eine Stelle als Werkstudent:in für beide Seiten sinnvoll auszufüllen, erfordert das einen gewissen Einsatz. Eine Stelle mit zwei bis vier Stunden pro Woche kann beispielsweise ein netter Zuverdienst sein, wird allerdings keine tiefen Praxiseinblicke bieten. Ein zweiwöchiges Praktikum erlaubt zwar, einmal in die Branche hineinzuschnuppern – ein echter Türöffner ist es indes nicht. 

Ein Studium allein ist für viele schon anspruchsvoll. Kommt dazu ein Job oder – in der vorlesungsfreien Zeit – ein Praktikum, kann das eine erhebliche Doppelbelastung darstellen. Das belegen auch die Zahlen: Laut einer Befragung des Bildungsministeriums von 2021 fühlen sich fast 50 Prozent der Studierenden gestresst. 

Umso wichtiger sind deshalb in ein Studienprogramm integrierte Praxisprojekte. Hier konnte meine Kollegin Anita Haak – heute Associate Director bei Oseon und als Dozentin tätig – im Laufe ihrer Studienzeit an der Hochschule Darmstadt positive Erfahrungen sammeln: 

Im Rahmen der sogenannten „Lernagentur“ konnte eine Gruppe Studierende die Rolle einer Kommunikationsagentur einnehmen und ein reales Projekt für die Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) umsetzen. Dafür hatten sie über das Semester verteilt, wöchentlich acht Stunden Zeit, um gemeinsam eine Kampagne zum Thema multiresistente Keime zu entwickeln. Diese sollte zum einen die Forschung neuer Antibiotika in der Human- und Veterinärmedizin vorantreiben und zum anderen Medizinpraktiker dazu animieren, die Menge verschriebener Antibiotika zu reduzieren sowie neue Behandlungsmethoden zu fördern. Dafür erstellte die studentische Taskforce die Texte für Website und Flyer sowie einen Redaktions- und Veranstaltungsplan. Die gesamte Kampagne durfte die Gruppe abschließend auf der Tagung der DGHM vorstellen und das erstellte Kommunikationsmaterial an die DGHM übergeben. 

Vor allem zu wissen, dass nicht nur unser Professor unsere Ergebnisse bewertet, sondern das Projekt einen real nutzbaren Mehrwert liefern soll, hat natürlich Druck aufgebaut, aber auch sehr viel Spaß bereitet und uns einen großartigen Einblick in die Praxis verschafft

Anita studierte Onlinekommunikation an der h_da

So konnten Anita und ihre Mitstudierenden nicht nur Credit Points aus dem Seminar mitnehmen, sondern auch erste Erfahrungen im Projektmanagement und der kommunikationsspezifischen Präsentation. 

Studentische Initiativen und Netzwerke für Kommunikationstalente 

Eine weitere Möglichkeit für mehr Praxiseinblicke während der Studienzeit bieten Studierendenvereine und Netzwerke für Young Professionals. Beispielsweise organisiert die studentische PR-Initiative kommoguntia eV der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz während des Semesters zahlreiche Workshops, Exkursionen und Informationsveranstaltungen mit Förderunternehmen und Alumna. Solchen Vereinen können Studierende unterschiedlicher Studiengänge beitreten, sodass auch potenzielle Quereinsteiger einen genaueren Eindruck von der Kommunikationsbranche erhalten. Zudem bieten die Formate die Chance, die jeweilige Branchenpraxis ohne Beurteilungsdruck und in einem zwanglosen Rahmen kennenzulernen und, ganz wichtig, das eigene Netzwerk aufzubauen. 

Ein Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung: Als kommoguntia-Mitglied durfte ich 2020 an einem Praxis-Workshop bei einer großen internationalen Netzwerkagentur teilnehmen. Hier erhielten wir anonymisierte Kundenbeispiele mit ihren Herausforderungen angesichts der Corona-Krise. In Kleingruppen entwickelten wir Kommunikationskonzepte und stellten diese am Ende den Profis vor. Die PR-Berater:innen gaben uns Feedback und lösten anschließend auf, wie sie selbst mit den kritischen Presseanfragen umgegangen waren. Das erlaubte einen nachvollziehbaren Einblick in den Kommunikationsalltag und erste praxisähnliche Erfahrungen mit Healthcare PR. 

Auch hochschul- und unternehmens-übergreifende Netzwerke, wie etwa die Young PR Pros von Nico Kunkel, verschaffen Einsteiger:innen einen ersten Überblick über die wichtigsten Themen und Herausforderungen der Branche umtreibt. Zudem erhalten sie dort Tipps, wie sie mit ihnen umgehen können. 

Praxisworkshop in Zusammenarbeit mit kommoguntia bei Oseon im Sommer 2024

Unternehmen müssen Praxiseinblicke ermöglichen 

Ich habe ein duales Marketing-Studium absolviert, bin also eine Quereinsteigerin in die PR-Branche. Erste Praxiseinblicke in die Kommunikationswelt waren für meine Berufswahl daher umso wichtiger. Entsprechend dankbar bin ich den Unternehmen, die damals wie heute jungen Talenten wertvolle Erfahrungen in unserem vielseitigen Beruf ermöglichen.  

Bei Oseon bieten wir Studierenden regelmäßig einen Erfahrungsaustausch in unterschiedlichen Formaten an. Dieses Jahr veranstalteten wir beispielsweise im Mai einen Workshop in unserem Frankfurter Büro. Das Konzept: 25 Studierende, Praktikant:innen und Berufseinsteiger:innen entwickelten in Kleingruppen alle Facetten einer Kommunikationsstrategie für ein fiktives Start-Up, das eine Einkaufs-Community ins Leben ruft. Ob Krisenprävention, Messaging und Kernbotschaften oder Kanalstrategie – die Teilnehmenden zeigten sich kreativ. Am Ende entstand so unter Federführung des Oseon-Teams in wenigen Stunden ein grundsolides Kommunikationskonzept. Zum Abschluss hatten die Jung-Kommunikator:innen noch die Möglichkeit, uns Fragen zum Praxisalltag zu stellen oder einfach ein wenig zu netzwerken. 

Es gibt viele Möglichkeiten, also keine Scheu! 

Kurz: es gibt viele Möglichkeiten, erste Praxiserfahrungen zu sammeln – auch in eher unverbindlichem Rahmen. Wer die richtigen Anlaufstellen kennt, wird schnell sehen, dass es auch abseits von Praktika und Werkstudententätigkeiten zahlreiche Alternativen gibt, die sich stressfrei mit dem Studienalltag vereinen lassen. 

Abonniert gerne unseren Stay in Touch-Newsletter, wenn ihr zu unseren Events und Themen auf dem Laufenden bleiben wollt! 

POST TEILEN