Periodenurlaub – ist die Auszeit zur Menstruation sinnvoll?

Kopfschmerzen, starke Rückenschmerzen, Übelkeit und Schwindelgefühl – was machen Menschen eigentlich, wenn es ihnen so richtig schlecht geht? Blöde Frage, sich krankmelden natürlich!

Doch was ist, wenn diese Symptome nicht auf eine Erkältung oder einen Magen-Darm-Infekt zurückzuführen sind, sondern auf die Periode? Von Menstruierenden wird erwartet, dass sie einfach "durchhalten" und ihre Arbeit erledigen, während sie unter teilweise starken Menstruationsbeschwerden leiden. Im Februar hat ein europäisches Land mit dieser Erwartung gebrochen: betroffene Arbeitnehmende in Spanien dürfen mehrere Tage pro Monat Menstruationsurlaub nehmen.

Was ist ein Periodenurlaub?

Der Periodenurlaub soll es Menstruierenden ermöglichen, während ihrer Periode eine Auszeit von der Arbeit zu nehmen, wenn sie aufgrund von Menstruationsbeschwerden nicht arbeiten können.

Generell ist der Begriff "Urlaub" im Zusammenhang mit den bereits aufgeführten Symptomen natürlich etwas irreführend. Denn Menstruierende machen ja keine Ausflüge, fahren ans Meer, gehen wandern oder unternehmen einen Shoppingtrip, wenn sich die Symptome ihres Zyklus besonders stark bemerkbar machen. Beim Menstruationsurlaub handelt es sich um Krankenstandstage, die Betroffene ohne Angabe von Gründen nehmen können, wenn sie aufgrund von Periodenbeschwerden nicht arbeiten können.

Warum viele Menstruierende eine Auszeit während der Periode brauchen 

Beinahe zwei Drittel (63 Prozent) aller Menstruierenden leiden laut Statista vor oder während ihrer Periode an Unterleibsschmerzen, fast ein Drittel (27 Prozent) an Rückenschmerzen. Viele haben während ihrer Periode mit verschiedenen weiteren Symptomen zu kämpfen, die von Kopfschmerzen bis hin zu Übelkeit und Erschöpfung reichen können. Natürlich ist jeder Körper individuell, sodass auch der Zyklus sowohl von Person zu Person als auch von Monat zu Monat unterschiedlich sein kann. Die meisten Betroffenen haben aber wohl mindestens eines dieser Symptome schon einmal während ihrer Menstruation erlebt.

Je nachdem wie stark die Symptome bei der aktuellen Periode sind, können sie natürlich auch die Arbeitsleistung maßgeblich beeinträchtigen. So können sich Menstruierende, die mit Periodenschmerzen arbeiten müssen, oft nicht auf ihre Arbeit konzentrieren und sind weniger produktiv.

Die Vorteile des Periodenurlaubs – auch für Arbeitgeber

Der Periodenurlaub bietet sowohl Menstruierenden als auch ihren Arbeitgeber:innen eine Reihe von Vorteilen:

  • Verbesserung der Gesundheit: Menstruierende können sich während ihres Periodenurlaubs ausruhen und sich auf ihre Genesung konzentrieren. Dies kann dazu beitragen, dass sie schneller wieder voll leistungsfähig sind und auf starke Schmerzmittel verzichten können.
  • Steigerung der Produktivität: Eine niederländische Studie zeigte, dass Unternehmen aufgrund von Menstruationsbeschwerden von Mitarbeitenden jährlich bis zu neun Tage an Produktivität verlieren können. Der Grund dafür ist, dass Menstruierende sich häufig trotz Schmerzen gezwungen fühlen, arbeiten zu gehen obwohl sie nicht voll arbeitsfähig sind – Stichwort Präsentismus.
  • Stressreduzierung: Allein die Möglichkeit, sich während einer besonders starken Periode ein bis zwei Tage freizunehmen, stellt für viele Betroffene eine erhebliche Stressreduzierung dar. Denn so können sie offen mit ihren Beschwerden umgehen und müssen sich für ihre Abwesenheit keine Ausrede einfallen lassen. Zudem können sie ihre Arbeit besser planen und organisieren und so sicherstellen, dass ihre Projekte und Aufgaben nicht durch Menstruationsbeschwerden beeinträchtigt werden.
  • Enttabuisierung der Periode: Die Menstruation ist in vielen gesellschaftlichen Kreisen immer noch ein Tabuthema. Viele trauen sich nicht einmal das Kind beim Namen zu nennen und nutzen stattdessen lieber Euphemismen wie Erdbeerwoche oder Tante Rosa. Die Diskussion über den Periodenurlaub kann zur Enttabuisierung der Periode  beitragen, sodass sich Menstruierende weniger isoliert fühlen und in der Lage sind, offener über ihre körperliche Gesundheit zu sprechen.

Periodenurlaub ist in einigen Ländern bereits möglich, das Thema gewinnt weltweit immer mehr an Aufmerksamkeit. Länder wie Südkorea, Indonesien, Taiwan, Sambia und Japan haben teilweise schon vor Jahrzehnten eine Regelung für garantiert freie Tage während der Menstruation eingeführt. Europa hinkt bei der Umsetzung des Periodenurlaubs noch ziemlich hinterher.

Bisher hat lediglich Spanien als erstes europäisches Land einen gesetzlichen Menstruationsurlaub eingeführt. Durch ein neues spanisches Gesetz dürfen Menstruierende, die Regelbeschwerden haben, seit diesem Jahr einen Menstruationsurlaub von bis zu drei Tagen pro Monat in Anspruch nehmen. Das Gehalt soll dabei weiterhin gezahlt werden.

(Noch) kein Periodenurlaub in Deutschland

In Deutschland ist die Freistellung während der Periode aktuell noch ziemlich umstritten. So fordert die Partei Die Linke beispielsweise zwei Tage Menstruationsurlaub pro Monat. Linken-Chef Martin Schirdewan sieht den Menstruationsurlaub als eine Möglichkeit, die Gleichstellung von Menstruierenden in der Arbeitswelt zu sichern: "Das Thema Menstruation sollte 2023 kein Tabu mehr sein oder gar als Schwäche angesehen werden,“ sagt Schirdewan. Andere Parteien wie die CDU sind gegen einen Menstruationsurlaub in Deutschland. Dorothee Bär, stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, warnt beispielsweise vor den negativen Folgen für Menstruierende am Arbeitsmarkt: "Ein gesetzlich vorgeschriebener Menstruationsurlaub birgt unter anderem die Gefahr, dass Männer bei einer Einstellung bevorzugt eingestellt würden.“

Insgesamt bringt die Debatte über den Periodenurlaub den natürlichen Zyklus von Menstruierenden und seine Folgen zunehmend ins Bewusstsein. Diese – wohl leider auch heute noch notwendige – Enttabuisierung ist für viele Menstruierende bereits ein großer Schritt in Richtung einer gesünderen und gerechteren Gesellschaft, in der sie nicht mehr gezwungen sind, ihre Menstruationsbeschwerden zu ignorieren oder zu verbergen.

Bilder: Unsplash

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