Fintech Week 2018: Trends, Frauen in Fintech und die Standortfrage

Vom 15.-20. Oktober fand in diesem Jahr die Fintech Week Hamburg statt – bereits zum dritten Mal. Wir haben mit Co-Gründerin Carolin Neumann über ihre Eindrücke und Ausblicke der Fintech Week gesprochen, über den dringenden Wunsch, mehr Frauen in der Szene zu sehen, und was für sie am Standort Hamburg so besonders ist.

"Die Fintech Week Hamburg ist erwachsen geworden". 

Carolin Neumann, Co-Gründerin der Fintech Week Hamburg

Carolin, was waren Deine persönlichen Highlights auf der Fintech Week in diesem Jahr?

Mein Highlight der #fwhh18 war definitiv die FinForward. Das war die erste Fachkonferenz, die wir als Team der Fintech Week auf die Beine gestellt haben – und wir haben richtig gutes Feedback bekommen zur Themensetzung, unseren Panelist*innen und den Trends, die wir analysiert haben. Das spornt uns an für die FinForward 2019!

Zum dritten Mal Fintech Week – welche Ziele hattet ihr euch gesteckt?

Wir haben in diesem Jahr auf Qualität gesetzt und wollten vor allem Themenimpulse setzen, zum Beispiel mit der FinForward, aber auch mit ungewöhnlichen Formaten wie dem Conscious Fintech Meetup oder den Fintech Stories von den Fintech Ladies. Das ist uns gelungen: Die Fintech Week 2018 lief auf noch höherem Niveau als in den Vorjahren und hat sich wieder als wichtiger Treffpunkt für die Branche erwiesen.

Welche Erkenntnisse zieht ihr als Veranstalter aus den drei Jahren Erfahrung? Was ist Deine persönliche Erkenntnis?

Wir haben so viel gelernt – viele kleine Dinge vor allem –, dass wir direkt nach der Fintech Week am liebsten weiter gemacht hätten. Na gut, dann haben wir doch eingesehen, dass wir mal Urlaub brauchen. Aber nach etwas Erholung steigen wir jetzt in die Planung für 2019 ein und auch in den Prozess, unsere Erkenntnisse auszuwerten. Insofern kann ich noch nicht viel mehr sagen als: Wir wissen, mit welchen Partnern wir unbedingt weiter arbeiten möchten, welche Formate wir wieder ausprobieren wollen. Und als Team haben wir gemerkt, dass wir noch näher zusammenrücken müssen, weswegen wir in wenigen Wochen gemeinsam in den finhaven, den neuen Fintech-Co-Working-Space in der Hafencity, ziehen werden.

Wie gefiel den Teilnehmern die diesjährige Fintech Week? Gab es mehr Teilnehmer*innen, die zum ersten Mal da waren, oder waren überwiegend „alte Hasen“ da?

Es gab tolles Feedback der Teilnehmer*innen – alter Hasen wie neuer Besucher*innen. Da die Fintech Week sehr unterschiedliche thematische Schwerpunkte setzt und das auch jedes Jahr aufs Neue, kommen immer neue Leute dazu, die vorher mit Fintech oder zumindest der Fintech Week noch gar keine Berührungspunkte hatten. Das finde ich großartig: Es gibt sicherlich einen festen Kern, aber der wächst in jedem Jahr um begeisterte Teilnehmer*innen. So hat man stets die Chance, ganz neue Leute zu treffen.

Trends: Fintech Frauen und andere Themen für 2019

Fintech Week 2018 in Hamburg: Der Besucher-Kiosk hält allerhand Material bereit. / Bild: https://fintechweek.de/logos-pressefotos

Frauen in Fintech war in unserer Wahrnehmung medial ein starkes Thema in 2018. Beispiele sind das Netzwerk der Fintech Ladies, die Finanzplattform Finmarie, oder Gründerinnen wie Dr. Birthe Rothkopf und Salome Preiswerk mit Whitebox. Konntet ihr das auf der Fintech Week bestätigen? Was ist Deine persönliche Wahrnehmung?

Das habe ich 2018 auch so empfunden: Immer mehr Medien haben aufgegriffen, wenn Frauen in Fintech gründen, oder haben Frauen porträtiert, die in der Branche arbeiten. Das hat der Sichtbarkeit dieser Frauen garantiert geholfen. Wir hatten es trotzdem nicht leicht, sie zu „finden“ und zu gewinnen für unsere Woche. Am Ende hatten wir rund ein Drittel Frauen auf den Bühnen während der Woche, was ein hartes Stück Arbeit war und uns gerade deswegen stolz und glücklich macht. 2019 muss das noch besser laufen! Wir suchen dafür auch Support, so eine Art Frauenbeauftragte, um noch mehr Augenmerk auf das Thema zu legen. Und einen cooleren Titel als „Frauenbeauftragte“ suchen wir auch.

Welche (Konferenz-)Themen seht ihr für 2019 aufkommen? Gibt es schon Ideen oder Pläne für neue Formate?

Wir haben ganz viele Ideen, aber die sind alle noch nicht spruchreif.

Welche Trends prognostizierst Du für den deutschen Fintech-Markt?

Darf ich statt in die Glaskugel zu schauen, einen Wunsch äußern? Passend zu einem Thema, über das wir schon gesprochen haben, wünsche ich mir mehr von Frauen gegründete und geführte Fintechs. Wir brauchen Vorbilder, mit denen sich Mädchen und junge Frauen identifizieren können – und das Geschlecht ist da ein erster Schritt, um sie zu motivieren, sich in diese männerdominierte Branche zu wagen. Schluss mit den Vorurteilen über Mädchen und Mathe. Dem Finanzwesen würde es guttun, wenn öfter Frauen das Sagen haben!

Wie ist Dein Eindruck zum Fintech-Standort Hamburg? Kann Hamburg als Hub im Vergleich zu Berlin oder Frankfurt mithalten?

Hamburg ist anders und deswegen würde ich gar nicht von mithalten sprechen wollen. Zugegeben, das klingt wie eine ausweichende Version von „Nein“. Aber ich glaube tatsächlich, dass die Fintech-Standorte in Deutschland so unterschiedlich sind und die Menschen verschieden ticken, dass diese Vergleiche wenig bringen. Hamburg ist eine sehr lebenswerte Stadt und hat aus meiner Erfahrung auch deswegen viele Fintech-Unternehmen, weil deren Gründer*innen einfach gerne hier sind. Auf der Grundlage hat sich dann in den vergangenen Jahren ein Ökosystem entwickelt, nicht zuletzt wegen der Fintech Week oder Initiativen wie Fintech Hamburg, das nun Hamburg auch für die Fintech-Branche sehr spannend macht.

Welche Hamburger Fintechs begeistern Dich am meisten?

Ich bin super gespannt, wie es mit Tomorrowweitergeht, weil mir Nachhaltigkeit am Herzen liegt. Tomorrow ist gerade in der Betaphase und bietet ein nachhaltiges digitales Girokonto.

Danke Dir, Carolin! Wir freuen uns schon auf die Fintech Week 2019!

Titelbild: Lennart Schneider on Unsplash

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