Nachhaltigkeit unter Druck: ESG wirksam kommunizieren

Der Koalitionsvertrag der neuen Regierung steigt klimapolitisch auf die Bremse, in den USA streicht Trump Nachhaltigkeit ganz von der Agenda. Die Verunsicherung wächst – bei Unternehmen wie Anleger:innen. Zu den aufkommenden Fragen gehören unter anderem: Wie robust sind unternehmerische ESG-Aktivitäten unter diesen Vorzeichen? Haben diese überhaupt eine rechtliche und wirtschaftliche Zukunft? Und wie gelingt die Nachhaltigkeitskommunikation in einem zunehmend kritischen Umfeld? Genau darüber hat die jüngste #30u30-Runde mit einem Experten der Deka-Gruppe diskutiert – Oseon war dabei und teilt zentrale Impulse.

ESG an der Weggabelung 

Ingo Speich, Leiter der Abteilung Nachhaltigkeit & Corporate Governance bei der Deka, teilte seine Perspektive auf aktuelle Entwicklungen in der ESG-Debatte und erklärte, dass der internationale Vergleich deutliche Unterschiede zeige: Während in Europa über 60 Prozent der Unternehmen Klimaziele verfolgen würden, liege diese Zahl in den USA bei nur 25 Prozent. Das Spannungsfeld wachse – ebenso wie die Anforderungen an Kommunikation und Positionierung.

Für Unternehmen wie die Deka heißt das: Nachhaltigkeit braucht eine klare Haltung, belastbare Daten und ein konsistentes Narrativ – nicht nur für Investor:innen, sondern auch für die breite Öffentlichkeit und Mitarbeitende.

Nachhaltigkeit wirtschaftlich denken – und glaubwürdig erzählen 

Eine zentrale Erkenntnis des Abends: Nachhaltigkeit führt zu steigendem Umsatz. Eins von vielen Beispielen: Die Welleda AG erwirtschaftete 2022 mit Naturkosmetik allein in der DACH-Region fast 202 Mio. € Umsatz. Entscheidend ist jedoch, wie Unternehmen das kommunizieren sollten: mit Substanz, Klarheit und Zielgruppenfokus.

Medienlogik im ESG-Kontext: Relevanz entsteht in Leitmedien 

Ingo Speich machte deutlich: Für Top-Management-Karrieren bleibt die Präsenz in klassischen Leitmedien entscheidend. Pressespiegel sind in vielen Unternehmen weiterhin fester Bestandteil, um die eigene Präsenz sowie die des Wettbewerbs im Blick zu behalten – auch Kapitalmarktakteure orientieren sich daran. Bei Oseon beobachten wir branchenweit, dass gerade im ESG-Kontext klassische Medienarbeit nach wie vor der Schlüssel zu strategischer Sichtbarkeit und Glaubwürdigkeit ist.

CSRD als Herausforderung – und kommunikative Chance 

Zum Abschluss warf die Runde einen kritischen Blick auf die neue Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Die Vielzahl an Berichtspflichten sorgt für Unsicherheit – und erfordert sowohl ein internes Umdenken als auch externe Übersetzung. Der Wunsch nach Vereinfachung war deutlich wahrzunehmen – ebenso die Erkenntnis: Kommunikation kann helfen, Komplexität zu reduzieren und Vertrauen zu schaffen.

Der Abend in Frankfurt hat gezeigt: ESG-Kommunikation braucht mehr als ein gutes Narrativ. Entscheidend sind Haltung, Konsistenz und die richtige Mischung aus fachlicher Tiefe und kommunikativer Übersetzung. Professionelle Kommunikationsarbeit wird zum strategischen Hebel – in der Finanzwelt wie in der gesellschaftlichen Debatte.

Titelbild: Dall-E (Prompt: Nadine Scholl)

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