So tickt die PR-Szene Frankfurt

Fragt man Menschen in der Kommunikationsbranche nach ihren spontanen Assoziationen zu deutschen Metropolen, fallen gern folgende Begriffe:

  • Berlin – Hipster-Town und Startup-Hub
  • Hamburg – Nordisches Flair und Medienstandort
  • München – Weißwurst und Tech-Eldorado
  • Stuttgart – Häuslebauer und Autos
  • Köln – Karneval und Konsumgüter
  • Und Frankfurt? Bankenstadt? Internet-Knotenpunkt? Flughafendrehkreuz?

Anders als bei anderen deutschen Großstädten fällt den meisten Menschen zu Frankfurt kaum etwas Prägnantes ein. Die Finanzwirtschaft dominiert das Wirtschaftsleben sichtbar. Die Bankentürme prägen das Stadtbild ebenso wie die Anzugträger, die morgens in den Türmen verschwinden und abends wieder herausschwärmen. Doch die Main-Metropole auf eine Branche zu reduzieren, wird ihr nicht gerecht. In und um Frankfurt finden sich auch zahlreiche Unternehmen aus den Branchen Chemie, Pharma, Logistik, Bau und Immobilien, Automobil, IT und nicht zuletzt auch Kommunikation. Frankfurt ist einer der wichtigsten deutschen Standorte für eine PR-Agentur.

Platz 3 unter den deutschen Kommunikationsstandorten

Die Agenturszene in Frankfurt ist vielfältig. Werbung, PR, Event, Media, dazu zahlreiche Grafik-, Foto-, Filmproduktionen. Das PR Journal zählt allein 120 PR-Agenturen in Frankfurt, vom Kleinstbetrieb über den etablierten inhabergeführten Mittelständler bis hin zu internationalen Netzwerkagenturen, die fast alle mit einer Dependance am Main vertreten sind. Auch thematisch ist man hier breit aufgestellt: Nicht nur Finanzexpertise ist geballt zu finden, Frankfurter Agenturen sind auch sehr gefragt, wenn es um PR für IT-Unternehmen und digitale Transformation geht. Neben München ist Frankfurt DER deutsche Standort für Tech-PR. So mancher erfahrene Berater mit Tech-Expertise hat entsprechend seine Runden gedreht.

Die Nachfrage nach PR-Beratung ist in Frankfurt groß, das Angebot aber auch: Nach der Region Köln/Bonn und Hamburg ist die Stadt gleichauf mit München der drittbeliebteste Standort für Kommunikatoren, wie eine Umfrage des PR Career Center zeigt. Das liegt auch an der gut vernetzten Szene mit zahlreichen Veranstaltungen, die Berufseinsteiger und erfahrene Profis auf der Suche nach frischem Input gleichermaßen ansprechen.

Hier trifft sich die PR-Szene

Zu den etablierten Formaten zählt der MedienMittwoch, hinter dem seit 2001 ein Netzwerk aus lokalen Agenturen sowie Wirtschaftsförderung Frankfurt und IHK Frankfurt stehen. Regelmäßig – nicht immer mittwochs – finden unter diesem Rubrum prominent besetzte Diskussionsveranstaltungen zu aktuellen medienpolitischen und medienökonomischen Entwicklungen statt. Ebenfalls im Fokus stehen Trends in Journalismus und PR bei den Netzwerkveranstaltungen des Frankfurter PresseClubs. Der offizielle Teil kommt mitunter ein wenig werblich daher – wie die Vorstellung der Springer-Nachrichten-App Upday durch den ehemaligen Welt-Chefredakteur Jan-Eric Peters –, der inoffizielle Teil hingegen wie ein Klassentreffen der schreibenden Zunft. Man kennt sich.

Auf inhaltliche Impulse, mehr noch aber auf das Miteinander junger Kommunikatoren setzt hingegen die networking nite, die in Frankfurt und Düsseldorf steigt. Die Idee dahinter ist, speziell Berufseinsteigern in der PR- und Kommunikationsbranche eine Plattform für das Netzwerken zu bieten, ohne dass einem der eigene Mangel an Erfahrung und Kontakten im Weg steht. Seit einiger Zeit ist es still geworden um das Junioren-Netzwerk – wir sind gespannt, ob ein Revival ansteht.

Regelmäßige Termine im Eventkalender

Mit dem MedienCampus der Hochschule Darmstadt gibt es im Umkreis eine Institution, die nicht nur junge Talente hervorbringt, sondern auch eine Plattform für den fortwährenden Austausch zwischen Praktikern bietet. Das Content Strategy Camp, kurz cosca, ist ein fester Bestandteil des Eventkalenders für alle, die sich mit neuen Entwicklungen kommunikativer Inhalte beschäftigen. Das Barcamp-Format sorgt für eine lockere Atmosphäre und thematische Vielfalt. Der Vorteil an der eher lästigen Anreise: In Fahrgemeinschaften lassen sich angefangene Diskussionen prima weiterführen.

Schließlich geben sich in Frankfurt auch immer wieder Dienstleister der PR-Branche die Ehre. Gorkana macht mit seinen Pressefrühstücken regelmäßig Station an Main. Neben dem stets vorzüglichen Essen bekommt der geneigte PR-Treibende Informationen über die Arbeitsweise von Journalisten aus erster Hand. Nicht immer ist das Gesagte überraschend. Trotzdem geht man immer wieder gerne hin. Wer morgens noch nicht so kommunikativ ist, wird mit den News-Aktuell-Events zum Feierabend besser bedient. Hier kommen auch mal Themen zur Sprache, die nicht vielen geläufig sind – etwa PR im Radio.

Weniger ein Treffpunkt für die Kommunikationsbranche, aber spannend für Frankfurt als Finanzstandort ist schließlich noch das Veranstaltungsformat Between the Towers, wo sich regelmäßig Unternehmen aus der FinTech-Branche den kritischen Fragen von Investoren und Beratern stellen. Neben konkreten Geschäftsideen geht es vor allem um das Ökosystem für Gründer und die Frage, wie sich Frankfurt auf dem Spielfeld FinTech neben Berlin als deutscher Startup-Hauptstadt und London als europaweitem Finanz- und Wirtschaftszentrum behaupten kann.

Kommt nach Frankfurt!

Unter den deutschen Großstädten hat Frankfurt nicht den besten Ruf. Snobby, kalt, hart – das sind Adjektive, die einem begegnen, wenn man Leute nach ihrem Bild von Frankfurt fragt. Dann weiß man aber auch gleich, dass sie noch nie Zeit in dieser Stadt verbracht haben. Denn Frankfurt ist lebhaft und ruhig, provinziell und international, durchgestylt und abgerockt, reich und arm, betoniert und grün, kalt und heiß, langweilig und kreativ. Frankfurt trägt Anzug und Hoodie, geht in die Oper und ins Off-Theater, chillt im Park und tanzt im Club, feiert open-air und elitär, gibt Geld mit vollen Händen aus und spart sich das Nötigste vom Mund ab. Frankfurt spricht Hessisch und Weltmännisch, trinkt Champagner aus Sektflöten und Äppelwoi aus dem Gerippten, genießt Steaks und Sushi für 100 Euro und Handkäs mit Musik für 3,40 Euro.

Ob ihr nun PR macht oder nicht: Kommt nach Frankfurt!

Bild: Mathias Konrath auf Unsplash

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